PTQ Berlin - M15 Sealed (Anne)

Wie ich das PTQ in Berlin so richtig in den Sand setzte

Von: Akiragirl aka Anne Mehlhorn

Es hätte alles so schön sein können … Ich hatte Semesterferien und jede Menge Zeit, in Berlin fand das wohl letzte qualifikationsfreie PTQ statt und Erik und Micha wollten auch hinfahren, sodass ich mich ihnen anschließen konnte. Am Samstagmorgen gegen 7:30 holten sie mich in Markkleeberg ab und gemeinsam ging es dann ab in Richtung Berlin. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Es sollte für uns drei eine der denkwürdigsten rundum-Niederlagen in unserer Magic-Karriere werden.
Lustige Anekdote am Rande: Als ich vor dem Turnierstart noch einmal kurz auf Toilette war, fand ich dort, über dem Waschbecken, einen kleinen Origami-Schwan/Kranich. Er gefiel mir sehr gut und ich nahm ihn mit, hatte sogar kurz den Gedanken „Glücksbringer“ im Kopf. Haha. Vielleicht wollte der Gott der Atheisten mich an diesem Tag für diesen esoterischen Bullshit-Gedanken bestrafen. Wer weiß …

Schließlich ging es los. Pools aufgemacht, registriert. Der Pool, den ich aufgemacht hatte, hätte mir durchaus gefallen. Es war eine Soul of New Phyrexia drin, 2x Ancien Silverback und der Indulgent Tormentor. Naja, aber wie das so ist, behält man ja nunmal nicht den Pool, den man aufmacht. Also weitergegeben. Nach insgesamt 3 Tauschs hielt ich dann den Pool in Händen, mit dem ich arbeiten musste. Und er erschien mir auf den ersten Blick auch gar nicht so übel! Immerhin waren einige nette schwarze Karten drin, wie Liliana (!), die Stichwunde und die Typhusratten. Schwarz war für mich relativ schnell gesetzt. Mit der Zweitfarbe wurde es schwieriger. Weiß schied relativ schnell aus, wegen eher schlechter Kartenqualität. In blau lachte mich ein Master of Predicaments sowie der Jorubai Murk Lurker (in Kombination mit schwarz extrem stark!) an – leider reichte es aber schlichtweg nicht, mit schwarz-blau auf annähernd 23 Karten zu kommen. Also legte ich mir abwechselnd zwei verschiedene Decks auf: Schwarz-grün und schwarz-rot. Vom Gefühl her mochte ich schwarz-rot etwas mehr; es war deutlich aggressiver und da ich keine wirklichen Bomben hatte, würde ich den Gegner schnell kaltstellen müssen. Zudem gab es in rot gutes Removal. Andererseits waren in grün die besseren und vor allem mehr Kreaturen. Und irgendwann habe ich mal gelernt, dass man nicht zu wenig Kreaturen in sein Deck packen sollte. Nach langem hin und her überlegen entschied ich mich für schwarz-grün mit rot-Splash für 2 Removal (Inferno Faust und Blitzeinschlag). So sah am Ende das Deck aus:

Kreaturen:
Necromancer`s Assistant
Shadowcloak Vampire
Leeching Sliver
Rotfeaster Maggot
Witch’s Familiar
Typhoid Rats
Runeclaw Bear
Undergrowth Scavenger
Roaring Primadox
Reclamation Sage
Satyr Wayfinder
Shaman of Spring
Charging Rhino
Hornet Nest
Juggernaut

Sprüche:
Necrobite
Stab Wound
Covenant of Blood
Inferno Fist
Lightning Strike
Plummet
Hunt the Weak

Planeswalker:
Liliana Vess

Länder:
1x Mountain
7x Forest
8x Swamp
1x Evolving Wilds

Ich kann nicht sagen, dass ich über das Deck vor Euphorie explodiert bin, aber es erschien mir solide. Mit den Ratten und dem Hornissen Nest könnte ich den Gegner einigermaßen vom Hals halten. Mit meinen insgesamt 4-5 Removal könnte ich hoffentlich Flieger händeln. Und mit den vielen Karten, die mir der Satyr und der Assistant (sowie Lili dem Gegner) in den Friedhof legen würden, könnte mir dann Lily entweder den Undergrowth Scavenger als Winoption holen oder alternativ ihr Ultimate auslösen. Auch die Stichwunde schien ein guter Alternativ-Winplan zu sein. Ich dachte mir: Okay, das Deck ist solider Durchschnitt, du kannst keine Wunder erwarten, aber ein ausgeglichenes Standing sollte drin sein.

Dann ging es los …
Erstes Spiel gegen Steffen Gottschalk
Steffen spielte ebenfalls schwarz-grün. Das erste Spiel lief ziemlich gut für mich. Ich brachte mein Hornissennest früh heraus und Steffen entschied sich, mich dennoch anzugreifen, sodass ich 2 Hornissenspielsteine bekam. Mit diesen griff ich ihn über viele Runden hinweg immer wieder an. Er hatte zwar eine Spinne, aber diese wollte er wohl nicht für einen Block opfern. So sanken seine Lebenspunkte langsam immer weiter. Schließlich musste er doch blocken; dann konnte ich jedoch seine Invasive Spezies mit der Stichwunde verzaubern und die letzten paar LP waren schnell weg. Erster Sieg – schien ja gut los zu gehen.
Dann begann eine wahnsinnige Pechsträhne, so heftig, wie sie wohl zuletzt Susie beim Wiener Grand Prix an Tag 2 hatte, und die sich über mindestens 6 Spiele zog. In Spiel 2 gegen Steffen blieb ich viel zu lange auf 2 Mana stehen. Als das dritte dann endlich kam, hatte Steffen sich bereits aufgebaut und ich hatte keine Chance mehr, diese Bordpräsenz noch irgendwie aufzuholen und wurde von seinem Wurm totgetrampelt.
Spiel 3 war dann noch einmal relativ spannend. Ich konnte früh Liliana herausbringen, die Steffen zwang, um die 4 Karten abzuwerfen. Er griff allerdings auch immer wieder an und ich merkte, dass ich Liliana nicht ewig würde beschützen können. Ich wollte sie in der nächsten Runde opfern, um mir meine Winoption zu suchen, den Undergrowth Scavenger. Aber dann … Spielte mein Gegner Garruk. Hmpf. Tötete Liliana. Machte sich Deathtouch-Spielsteine. Soviel dazu. Erstes Match verloren.

Zweites Spiel gegen Christopher Gerth
Meine Pechsträhne zog sich fort. Im ersten Spiel gegen Christopher, der grün-rot spielte, hielt ich eine Hand mit 2 Mana und bei diesen 2 Mana blieb es dann auch. Absolut sinnlos.
Im zweiten Spiel ging es eigentlich ganz gut los. Ich hatte eine gute Mischung aus Kreaturen und Mana, konnte die Kurve schön ausspielen. In Runde 2 eine Kreatur, in Runde 3 eine Kreatur. In Runde 4 legte ich meinen Juggernaut. Keine schlechte Kreatur, das finde ich nach wie vor. Aber in Kombination mit den Handkarten meines Gegners hatte ich damit das Spiel besiegelt. Denn was legte er in seinem nächsten Zug? Ein Hornissennest. Ja, ihr habt richtig gelesen, er legte ein HORNISSENNEST! Und ich hatte einen JUGGERNAUT draußen. Der in JEDER RUNDE angreifen muss. Und der 5/3 ist!!! Ich suchte panisch nach Möglichkeiten, das Verderben abzuwenden, aber ich hatte kein Removal auf der Hand (mit dem ich meinen Juggernaut ohne zu Zögern sofort getötet hätte). Also rannte er ins Verderben … Nachdem mein Gegner dann also 5 (!) fliegende Deathtoucher hatte, war das Spiel für mich vorbei. Er brauchte nur jede Runde mit 3en anzugreifen und 2 als Blocker zurückhalten. Ich komme immer noch nicht darüber hinweg, wieviel Pech auf einmal das war!

Beim Stand von 0:2 wurde meine Laune allmählich schlechter. Okay, es waren erst 2 Matches von 7 vorbei, und immerhin lief es bei Erik und Micha auch nicht besser. Aber trotzdem, ich war ein bisschen sauer über die unglücklich verlorenen Spiele. Aber noch war mein Siegeswille nicht gebrochen …

Drittes Spiel gegen Adolf Schenka
Adolf spielte rot-blau und hatte ein wirklich gutes Deck. Ich kann bis jetzt nicht verstehen, wie er bis dato ebenfalls 0 Punkte haben konnte – vielleicht hatte ihn eine ähnliche Pechsträhne wie mich erwischt. Nachdem ich in Spiel 1 mal wieder auf 2 bzw. dann 3 Mana stehen blieb und mich vermöbeln lassen durfte, lief sich Spiel 2 gar nicht mal so schlecht an. Ich konnte immerhin ein bisschen was machen. Aber dann brachte er recht schnell 2 Flieger (Welkin Tern und Illusionary Angel) sowie einen unblockbar-Macher (Amphin Pathmage) und ich zog keins meiner Removal … Hätten ja auch mindestens 3 sein müssen, um dieses Spiel noch herumzureißen. Als ich dieses zweite Spiel auch noch verlor, dachte ich zum ersten Mal: Vielleicht ist auch einfach das Deck murks. Vielleicht ist dein Plan, mit diesem Deck zu gewinnen, von zu vielen „Wenn“s bestimmt. Vielleicht hättest du doch lieber das schwarz-rote Deck spielen sollen …

Viertes Spiel gegen Cetin Yildirim
Nachdem ich gegen Cetin das erste Spiel verloren hatte (zugegebenermaßen gegen eine Soul of Shandalar, gegen die man auch mal verlieren darf), erhärtete sich dieser Gedanke. Das grün-schwarze Deck war einfach schlecht. Es hatte zu wenig Antworten auf die Bomben der Gegner und selbst keine Bomben. Die Option, durch Geschwindigkeit+ gute Removal zu siegen, wie ich es mit rot-schwarz gekonnt hätte, schien mir im Nachhinein als viel naheliegender. Also nutzte ich das Sideboarden kurzerhand, um mein Deck komplett umzubauen. Die Variante in schwarz-rot sah dann am Ende so aus:

Kreaturen:
Necromancer`s Assistant
Shadowcloak Vampire
Rotfeaster Maggot
Witch’s Familiar
Typhoid Rats
Juggernaut
Miner’s Bane
Torch Fiend
Borderland Marauder
Rummaging Goblin
Scrapyard Mongrel
Foundry Street Denizen
Generator Servant

Sprüche:
Necrobite
Stab Wound
Covenant of Blood
Inferno Fist
Lightning Strike
Hammerhand
2x Crowds Favor
Stroke the Flames
Lava Axe

Planeswalker:
Liliana Vess

Länder:
7x Mountain
8x Swamp
1x Darksteel Citadell

Dann kam Spiel 2 gegen Cetin und das lief in etwa so ab:
Ich spiele in Runde 1 den Foundy Street Denizen. Er nix. Ich spiele in Runde 2 den Torch Fiend, greife mit dem Denizen für 2 an. Er spielt nix. In Runde 3 kommt auf den Denizen eine Interno Faust  Ich greife für 5 an. Alter! O.o Ich gewann das Spiel schlichtweg über das Tempo, so, wie ich es mir ja auch überlegt hatte. Schlimmerweise war ich darüber nicht wirklich glücklich, ich ärgerte mich nur umso mehr, dass ich dieses Deck nicht von Anfang an gespielt hatte. Auch das dritte Spiel konnte ich mit dem schwarz-roten Deck für mich entscheiden, indem ich Cetin zu Anfang vermöbelte und mir dann später, als er sich stabilisiert hatte, mit Lily die Lava Axt auf die Bibliothek legte. Was für ein um Welten besserer Gewinnplan! Ich freute mich zwar über den ersten Sieg des Tages, war aber gleichzeitig sehr sauer auf mich selbst. Zumal ich ja bei jedem Gegner im ersten Spiel das schwarz-grüne-Deck würde spielen müssen, bevor ich umboarden konnte. Und das hieß indirekt: Ein Spiel verloren geben.

Fünftes Spiel gegen Stefanie Busch:
Stefanie spielte weiß/schwarz. Über das erste Spiel will ich nicht zu viele Worte verlieren. Wie vermutet verlor ich mal wieder, weil das Deck schlicht und ergreifend zu langsam war. Bis ich einigermaßen Bordpräsenz aufbauen konnte, hatte sie schon ihre ganzen Flieger draußen, die mich totprügelten. Spiel 2 war für mich dann einfach nur noch ärgerlich. Ich hatte wieder rot-schwarz draußen und es lief wirklich gut an. Ich hatte Stroke the Flames sowie Covenant of Blood auf der Hand, sie hatte bloß noch 7 Leben. Aber das Mana reichte nicht ganz aus und sie setzte mich mit ihren Kreaturen unter Druck … Dann gab es so zwei Momente, in denen ich zwischen 2 Optionen schwankte und zielsicher die falsche wählte. Einmal wartete ich eine Runde zu lang, meinen Torch Fiend zu opfern, um ihren Juggernaut zu entsorgen (woraufhin sie ihn zuerst tötete) und ein anderes Mal überlegte ich wirklich lange, ob ich Stroke the Flames auf sie oder eine ihrer Kreaturen schießen sollte. Die Kreatur war ihr einziger Blocker, ich dachte: Wenn ich die Kreatur wegburne und angreife, kriegt sie auch 3 Schaden und sie hat eine Kreatur weniger. Klingt besser, als 4 Schaden direkt auf sie. Aber NATÜRLICH konnte sie ihre Kreatur unzerstörbar machen, sodass ich die Flames sinnlos verschoss. Am Ende griff sie mich dann mit all ihren Kreaturen an und ich Depp, ich Volldepp, ich wusste genau, dass sie eine Sanctified Charge auf der Hand hat und dachte noch: Naaah, da blockst du lieber nur diesen einen, damit nicht so viele von deinen Kreaturen sterben. Leider hatte ich nicht mehr nachgerechnet, dass mit dem durchlassen des Angriffs + Sanctified Charge genug Schaden durchkommen würde, um mich auf exakt 0 LP zu bringen. Sehr, sehr dummer Spielfehler.

Nach dem Stand von 1:4, keiner sonderlich guten Laune und dafür einer Menge Kopfschmerzen, entschieden Erik, Micha und ich uns für etwas, von dem ich eigentlich immer dachte, dass ich es nie auf einem Magic-Turnier tun würde. Wir droppten und fuhren heim. Wir verpassten dadurch noch 2 Spiele.
Für mich kam diese Entscheidung hauptsächlich zustande, weil ich frustriert und wütend auf mich selbst war und schlichtweg keine Lust mehr aufs Spielen hatte. Es machte mir keinen Spaß mehr, zumal mein Kopf wehtat und ich das Gefühl hatte, mich auch nichtmehr gut konzentrieren zu können. Dazu kam, dass wir ja noch zurückfahren mussten und ohnehin schon spät Zuhause sein würden. Also entschieden wir uns, das Turnier an diesem Punkt abzubrechen und gingen in alter Fußball-Manier „So gehen die Zwickauer, die Zwickauer die gehen so!“ gebeugt zum Auto zurück.

Jetzt, wo ich eine Nacht darüber geschlafen habe, kann ich diese frustrierte, wütende Anne von gestern gar nicht mehr so richtig verstehen. Aber ich schiebe es mal auf Müdigkeit-Kopfschmerzen und die Mischung aus Pech und eigener Dummheit, die mich an diesem Tag nicht mehr so klar denken ließ.
Was habe ich aus diesem PTQ gelernt? Sich beim Deckbau immer zu fragen: Was ist meine Gewinnstrategie? Wie kann ich gewinnen? Und: Wie gehe ich mit potentiellen Bomben/Fliegern meines Gegners um? Das habe ich leider nicht tiefgründig genug getan, und dadurch sicher ein paar Spiele verloren. Zweitens: Manchmal läuft es einfach nicht, manchmal ergießt sich halt das Pech von fünf Turnieren auf einem einzigen Turnier über dich. Dann musst du es einfach abhaken und nicht zu tragisch sehen.
Denn: Nächstes Wochenende ist ja Prerelease und da wird bestimmt alles besser … :-)